Feuerland - Kap Hoorn

 

Im März 2000 waren wir, Martin Anwander, Hans Engl, Ursula und ich wieder mit einer Segelyacht in den sturmgepeitschten Fluten der Gewässer um Feuerland unterwegs. Dieses Mal heißt unser Segelboot Kotick. Es gehört dem französischen Skipper Alain Caradec und seiner Frau Claudine, die uns bestens bekannt waren. Schon 1991 haben wir ihr Boot für unsere Expedition nach South Georgia für sechs Wochen gechartert.

Vom chilenischen Puerto Williams segeln wir zunächst in den westlichen Teil des Beagle Kanals und befahren die Buchten und Fjorde der zerklüfteten Küste Feuerlands und der südlich davon gelegenen Inseln. Die landschaftliche Schönheit und Wildheit dieses Abschnitts dürfte auf dieser Erde einmalig sein. Riesige Eisströme und zerrissene Gletscher kommen aus den steilen, bis zu 2.500 m hohen Bergen der Cordillera Darwin und brechen am Ende der Fjorde unter wildem Getöse ab ins Meer. Wir bleiben einige Tage in der Caleta Olla, segeln in die Bahia Romanche, bis an die Enden der doppelarmigen Bahia Pia und der Bahia Espana. Allein vier Tage sind wir im Spaltenmeer des Gletschers Roncagli unterwegs, um eine Aufstiegsmöglichkeit zum Mt. Darwin, dem höchsten Berg Feuerlands zu erkunden. Schließlich müssen auch wir anerkennen, dass es von Süden in einem vernünftigen Zeitrahmen und bei Einsatz gängiger Bergsteigerausrüstung keine halbwegs sichere Durchsteigungsmöglichkeit gibt.

Martin und ich haben schon 1993, als unsere Absicht, mit einer Transportmaschine in die Antarktis zum Mt. Tyree zu fliegen, wegen eines behördlichen Verbots nicht verwirklicht werden konnte, eine Besteigung des Mt. Darwin von Norden versucht. Um die Zeit zu nutzen, haben wir damals in Punta Arenas einen winzigen Fischkutter gechartert. Unter abenteuerlichen Umständen - der Steuermann hatte keinen Zahn im Mund und der Schiffseigner war einäugig - schipperten wir über die Magellanstraße und den Admiralitätsfjord zuerst in die mit Eisbergen übersäte Bahia Parry und dann in die Bahia Brooker. Von dort haben wir bei widrigsten Wetterverhältnissen den fast undurchdringlichen Urwaldgürtel mehrmals durchstiegen bis auf den Gletscher, aus dem der Gipfelaufbau ragt. Immer wieder hat uns Sturm und Schneefall am Aufstieg gehindert, bis wir schließlich - den Gipfel vor Augen - aus Zeitnot zurück zu unserem Fischkutter absteigen mussten.

Da wir dieses Mal, im Gegensatz zu 1993, noch nicht zurückfliegen müssen, beschließen wir, nochmals ums Kap Hoorn zu segeln. Auf der Fahrt dorthin kommt, wie immer, keine Langeweile auf. Nach einigen Tagen passieren wir am 21. März um die Mittagszeit abermals das Kap. Auf der Rückfahrt legen wir noch an der Südküste der Insel Wollaston an und besteigen den höchsten Berg der Insel, den ca. 700 m hohen Mt. Hyde. Einige Tage danach kommen wir wieder wohlbehalten in Ushuaia und etwas später in den heimischen Gefilden an.

Da Ursula und ich keine konkreten Pläne für die Weihnachtszeit 2001 haben, fragen wir per e-mail bei Claudine und Alain an, was sie zu tun gedenken. Da auch sie nichts vorhaben, fliegen wir nach Ushuaia und segeln kurz vor den Weihnachtsfeiertagen am 21. Dezember bei viel Sturm nochmals ums Kap. Für mich ist es das dritte Mal. Ob es das letzte Mal war?

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