Gasherbrum I (Hidden
Peak) 8.068 m |
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Der Gasherbrum I (Hidden Peak) ist einer der 14 Berge unserer Erde, die höher als 8.000 m sind. Er ist der höchste Berg der Gasherbrum-Gruppe, die zum Karakorum gehört. Über seinen Gipfel verläuft die Grenze zwischen Pakistan und China. Der Hidden Peak trägt seinen Namen insofern zurecht, als man ihn vom üblichen Anmarsch aus erst sieht, wenn man sich ihm bis auf wenige Kilometer genähert hat. Seine Gestalt ist von ausgeprägter Schönheit und konkurriert mit der des K-2. Die Erstersteigung des Hidden Peak ließ lange auf sich warten. Als einer der letzten 8.000er ist er im Jahre 1958 von einer amerikanischen Expedition erstmals über seine Südflanke bestiegen worden. Die für die diesjährige Besteigung notwendige Genehmigung hat die pakistanische Regierung dem Schweizer Stefan Wörner erteilt, der jedoch aus persönlichen Gründen an der Expedition nicht teilnehmen konnte. Er hat die Leitung dem Tiroler Manfred Lorenz, Galtür, übertragen. Wir waren insgesamt nur 6 Teilnehmer. Auf den Einsatz von Hochträgern haben wir verzichtet und wollten "unseren Berg" im sogenannten alpinen Stil besteigen. Künstlichen Sauerstoff haben wir nicht verwendet. Zunächst fliegen wir nach Islamabad. Für den 16. Juli 1986 haben wir einen Flug nach Skardu, der Hauptstadt der Provinz Baltistan und Ausgangspunkt aller Karakorum-Expeditionen gebucht. Der Flug dorthin wird nur auf Sichtflugbasis mit kleinen Maschinen durchgeführt. Bei Bewölkung, und deshalb relativ oft, wird er abgesagt. Wie kaum anders zu erwarten, trifft auch uns dieses Missgeschick. Einzige Alternative ist eine fast 1.000 km lange Autofahrt in sengender Hitze, die meist auf dem von den Chinesen erbauten Karakorum-Highway verläuft, dessen hochtrabender Name verbirgt, dass es sich dabei um eine meist schlechte Landstraße handelt. Der letzte Teil ist eine echte Höllenfahrt. Sie führt unmittelbar durch die Indus-Schlucht und vermittelt ein einmaliges Naturerlebnis. Uns bleibt nichts anderes übrig, als von dieser einzigen Möglichkeit Gebrauch zu machen. Ein Ford-Transit wird gechartert und ab geht die Post. Nach 28 Stunden kommen wir am nächsten Tag wie gerädert in Skardu an. Trotz der langen und strapaziösen Fahrt sind wir immer noch ca. 200 km von unserem Berg entfernt. Das Anheuern der notwendigen Anmarschträger nimmt Tage in Anspruch. Immer weniger der Einheimischen sind bereit, die latenten Gefahren auf sich zu nehmen. Jedes Jahr fallen einige von ihnen den Naturgewalten zum Opfer. Am 21. Juli verlassen wir Skardu und machen uns auf die Socken. Der Anmarsch zu den hohen Bergen des Karakorums ist schwieriger und anspruchsvoller als der zu den übrigen 8.000ern. In seinem Verlauf müssen Flüsse, deren Strömungsgewalt kaum vorstellbar ist, an Drahtseilen hängend überquert werden, zahlreiche reißende Sturzbäche durchwatet oder halsbrecherisch übersprungen und schwierige Felspassagen überklettert werden. In keiner Phase kommt Langeweile auf, zumal der beschwerliche Weg durch eine Landschaft führt, deren Schroffheit und Kargheit von ebenso einmaliger wie auch ungewöhnlicher Schönheit ist. Nach einer Woche voller Gefahren und Strapazen betreten wir den fast 70 km langen Baltoro-Gletscher, den wir bis zu seinem Ende begehen müssen. Jetzt sind wir im eigentlichen Reich der legendären Berge des Karakorums. Wir passieren im Laufe des weiteren Anmarsches die Trango Towers, das Ziel von Extremkletterern aller möglichen Nationalitäten, den 7.820 m hohen, fast unersteigbar erscheinenden Masherbrum und den Muztagh Tower (7.273 m), der an wilder Schönheit nicht zu überbieten ist. Schließlich kommen wir zum Concordiaplatz, dem gewaltigsten Amphitheater der Welt. Drei große Gletscherströme vereinigen sich hier, umrahmt vom K-2 (8.611 m), dem Broad Peak (8.047 m) und dem Gasherbrum IV (7.925 m). Noch ein weiterer Marschtag und wir erreichen das Ende des Baltorogletschers. Wir betreten jetzt den Abruzzigletscher, an dessen Rand die Chogolisa (7.654 m) steht, wo im Jahre 1957 der unvergessene Hermann Buhl tödlich abgestürzt ist. Noch ein Stück gehen wir die Mittelmoräne des Abruzzigletschers aufwärts und unvermittelt zeigt sich der "versteckte Berg", unser Hidden Peak, in seiner ganzen Pracht. Sonnenüberflutet stellt er sich vor und mit ehrfürchtigem Respekt hängen wir dem Gedanken nach, ob uns seine Besteigung wohl glücken wird. Heute ist der 1. August, in einem Monat wissen wir mehr. Wir bestimmen einen Platz auf der Moräne für das Basislager (ca. 5.000 m). Die Träger deponieren ihre Lasten und jetzt ist es an uns, das Lager aufzubauen und einigermaßen häuslich herzurichten. Dann müssen wir festlegen, welche Route wir wählen wollen. Zwei Möglichkeiten gibt es: a) Von Süden die Route der amerikanischen Erstersteiger, die über den sogenannten IHE-Sporn führt. Dieser hat seinen Namen von der Internationalen Himalaya-Expedition, die bereits im Jahr 1934 von G. O. Dyhrenfurth durchgeführt wurde. Er publizierte bereits damals, dass dieser Sporn seines Erachtens den besten Aufstieg zum Gipfel des Hidden Peak darstelle. b) Die nördliche Route, die über den zerrissenen Gasherbrum-Gletscher auf ein spaltenreiches Plateau und von dort über einen weiteren wilden Eisbruch auf den Gasherbrum-Sattel führt, von dem aus die fast 2.000 m hohe Nordwand den Durchstieg zum Gipfel vermittelt. Wegen des bekannt unbeständigen Karakorum-Wetters - die trockenen Luftmassen der im Norden gelegenen ausgedehnten Wüstengebiete prallen hier unmittelbar auf die von den südlichen Meeren kommenden feuchten Luftmassen - entschließen wir uns mit Mehrheit, der leichteren Südroute den Vorzug zu geben. Am nächsten Morgen verlassen wir ohne Gepäck zu viert das Basislager, um den Zustieg zu der von uns gewählten Route zu erkunden. Am Vorabend haben wir schon von unserem Verbindungsoffizier erfahren, dass auf unserem Weg ein pakistanisches Militärcamp liegen soll. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir es. Im Verlauf der Unterhaltung wird uns unmissverständlich erklärt, dass wir nicht weitergehen dürfen. Grund: Die militärischen Scharmützel mit Indien im nie endenden Kashmir-Konflikt. Für uns kann diese Mitteilung nur die Konsequenz haben, uns mit aller Kraft der gefährlichen und wesentlich schwierigeren nördlichen Route zuzuwenden. Gleich am nächsten Morgen um 5 Uhr brechen wir auf, um einen Weg durch den Eisbruch des Gasherbrum-Gletschers ins Lager I zu suchen. Um keine Zeit mehr zu verlieren, laden wir uns schwere Rücksäcke mit Expeditionsmaterial auf. Bis zu 25 kg muss jeder schleppen. Der Eisbruch präsentiert sich in der erwarteten Wildheit. Riesige Eistürme wechseln ab mit schier unergründlichen Gletscherspalten. Die Wegfindung ist außerordentlich schwierig. Riesige Spalten müssen auf weiten und beschwerlichen Wegen umgangen, andere wieder in gewagten Manövern übersprungen oder auf filigranen, jederzeit einsturzbereiten Schnee- und Eisbrücken überquert werden. Und das alles mit schweren Lasten und bei sengender Hitze. Um die Mittagszeit sind wir mit unseren Kräften am Ende und beschließen, auf ca. 5.600 m ein Depot anzulegen. Doch schon am nächsten Tag um 5 Uhr brechen wir erneut mit schweren Lasten auf, um Lager I (ca. 5.700 m) zu erreichen. Am frühen Nachmittag sind wir, nachdem wir auch noch das am Vortag angelegte Depot aufgelöst haben, am Ziel. Wir müssen schleunigst unsere Zelte aufstellen. Das Wetter hat sich unvermittelt verschlechtert. Es beginnt zu schneien. Da es die ganze Nacht und auch noch am nächsten Morgen schneit, entschließen wir uns, ins Basislager abzusteigen. Fast eine Woche hält uns das schlechte Wetter fest, ehe wir wieder ins Hochlager aufsteigen können. Ein herrlicher Abend zeigt uns die überwältigend schöne Lage dieses Platzes inmitten der Gasherbrum-Gruppe. Hufeisenförmig umrahmen die Gasherbrums I bis VI das Plateau und gegenüber liegt im Glanz der Abendsonne der Golden Throne (Baltoro Kangri) mit seinen mehr als 7.300 m. Obgleich dieser wunderschöne Abend zum Nichtstun verleitet, müssen wir unsere Rucksäcke packen, um am nächsten Tag mit Ausrüstung und Verpflegung den Gasherbrum-Sattel (ca. 6.200 m) zu erreichen. Bei schönstem Wetter gehen wir am frühen Morgen schwer bepackt los und kommen nach ca. 1 ½ Stunden an den Eisbruch, an dessen oberem Ende unser heutiges Ziel liegt. Wieder gibt es keinerlei Spuren oder sonstige Hinweise, die die Wegfindung erleichtern. Als wir nach langer Suche den Rand des Eisfalles erreichen, beginnt es wieder zu schneien. Nur verschwommen sehen wir im Schneegestöber die Nordwand und sind von deren Steilheit und Schwierigkeit nachhaltig beeindruckt. Ob wir dieses Bollwerk, gutes Wetter selbstverständlich vorausgesetzt, überwinden können? Der trübe Anblick lässt keinerlei Optimismus aufkommen. Im Schneetreiben deponieren wir unser hochgeschlepptes Material und verlassen schleunigst den wenig einladenden Platz. Anhaltender Schneefall treibt uns abermals bis ins Basislager. Unvermittelt wird am 14. August das Wetter gut. Am nächsten Morgen sind wir schon um 5 Uhr im Aufstieg. Dank unserer hervorragenden Akklimatisation sind wir bereits um 9 Uhr im Lager I. Alles wird für den weiteren Aufstieg vorbereitet. Frühzeitig brechen wir mit unseren Zelten auf. Wieder wird der zum Gasherbrum-Sattel führende Eisbruch durchstiegen. Wir suchen unser angelegtes Depot und stellen dort unsere Zelte auf. Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt wieder dem vor uns liegenden fast 1.000 m hohen Nordwandteil, an dessen Ende der Platz für unser nächsten Lager liegen müsste. Heute ist die Sicht ausgezeichnet. Leichter erscheint die Wand allerdings trotzdem nicht. Sie beginnt mit einem auffallenden, sich nach oben verengenden Eiscouloir, das sich bis zum vermeintlichen Lagerplatz in einem System aneinandergereihter mehr oder minder breiter Eis- und Schneerinnen fortsetzt. Sowohl an Steilheit als auch im Charakter ähnelt dieser Wandteil sehr der Diamir-Flanke des Nanga Parbat, die ich im vergangenen Jahr durchstiegen habe. Schon bald am Abend kriechen wir in die Schlafsäcke, denn wir wissen, am nächsten Tag wird's ernst. Einsilbig treffen wir am frühen Morgen unsere Vorbereitungen. Die Rucksäcke sind wieder sehr schwer, denn wir müssen abermals Zelte, Kocher, Gaskartuschen und natürlich die notwendige Verpflegung mitschleppen. Die psychische Anspannung ist jedoch so groß, dass man das wahre Gewicht der Last kaum registriert. Schweigend ziehen wir in Richtung Couloir los. Wir gehen nicht angeseilt und jeder von uns ist bis in die Haarspitzen motiviert. Hochkonzentriert wird gestiegen und geklettert. Selbstverständlich machen sich im Laufe der Zeit Ermüdungserscheinungen bemerkbar, doch gejammert wird nur über die mehr und mehr aufkommende Mittagshitze. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Oberkante des beschriebenen Nordwandteils und finden kurz danach auf ca. 7.000 m einen guten Lagerplatz. Noch mehr als 1.000 Höhenmeter sind es bis zum Gipfel. Eine Höhendifferenz, die in den Alpen keine Panik auszulösen vermag, aber hier in der sogenannten Todeszone ist alles anders. Heute ist der 18. August 1986. Werden wir den Gipfel des Hidden Peak erreichen? Dies ist sicherlich der einzige Gedanke, der uns bewegt, als wir um 6 Uhr aufbrechen. Häufig zwingt uns tiefer Neuschnee, in die Felsen auszuweichen. Schier endlos ist die Folge der sich aneinanderreihenden Fels- und Eisrinnen, die anhaltend steil sind. Trotzdem hat jeder von uns das Gefühl, dass wir gut in der Zeit liegen. Ein in dieser Höhe besonders riskantes Biwak müsste zu vermeiden sein. Als die Gipfelwechte bereits in Sicht ist, führt die Route in den oberen Teil einer aus westlicher Richtung heraufziehenden Eiswand, deren Schneeauflage keinen vertrauenserweckenden Eindruck macht. Deshalb machen wir eine reichlich heikle Querung zu einer Felsrippe. Wohl ist uns dabei nicht, denn ein Ausgleiten oder Abrutschen wäre tödlich. Anschließend gibt es keine ernsthaften Hindernisse mehr und so erreichen wir kurz nach 14 Uhr den Gipfel. Überglücklich umarmen wir uns und machen die obligatorischen Gipfelfotos. Die chinesische Seite, die Berge Sinkiangs, präsentieren sich wolkenlos. Das Gipfelmassiv des K-2 erscheint trotz aufkommender Bewölkung, zum Greifen nahe - ein atemberaubender Anblick. Obgleich die einmalige Kulisse zum Bleiben einlädt, denkt wohl jeder von uns, zumindest im Unterbewusstsein, an den vor uns liegenden Abstieg. Der Abstieg ist ein Spezifikum des Bergsteigens, das besonders gefährlich ist. Die Leistung muss nach Erreichen des Gipfels erbracht werden. Etwas Vergleichbares findet sich in keiner Sportart. Während sich normalerweise der Sportler nach Erreichen des Ziels entspannen und erholen kann, muss sich der Bergsteiger dem Kampf gegen die Schwerkraft und die Naturgewalten erneut stellen. Leistungswille und ein Höchstmaß an Konzentration sind trotz des erzielten Erfolgs gefordert. Für den Abstieg holen wir erstmals das mitgeführte Seil aus dem Rucksack und seilen uns zu dritt an. Unser Expeditionsarzt Andy steigt als Erster ab. Nach etwa 100 m rutscht er. Der Ruck bringt auch mich aus dem Gleichgewicht, doch es gelingt uns relativ rasch, an einer Felsrippe Halt zu finden. Einige Zeit später sagt Andy, dass er sich aus dem Seil ausbinden wolle, um seilfrei abzusteigen. Trotz unserer zweifelnden und erstaunten Blicke tut er es. Wir, Karl und ich, bleiben angeseilt. Als ich etwa 10 m unterhalb von Karl im weiteren Abstieg bin, schreckt mich plötzlich ein fauchendes Zischen auf, mit dem ein dunkler Gegenstand knapp an mir vorbei in die Tiefe saust. Einen Augenblick denke ich, es sei ein Rucksack gewesen. Doch ein Blick hinauf, vor allem aber das entsetzte Gesicht Karls, geben mir sofort Gewissheit , dass es Andy war. Ohne sichtbare Gegenbewegung und ohne jeden Schrei rast er über die steile und mehrere hundert Meter einsehbare Eiswand hinab, bis er lautlos unseren Blicken entschwindet. Über die Konsequenzen dieses Sturzes kann es keine Zweifel geben. Zwei unserer Kameraden finden, trotz intensiver Suche, nach einigen Tagen fast 2.000 m tiefer am Fuß der Nordwestwand in einem Labyrinth von Gletscherspalten nur eine seiner Übergamaschen, sonst nichts. - Karl und ich sind wie erstarrt und können das entsetzliche Geschehen dieses Augenblicks nicht fassen. Erschüttert und verzweifelt nehmen wir unsere ganzen physischen und psychischen Kräfte zusammen und steigen allein weiter ab, um das rettende Lager III auf ca. 7.000 m zu erreichen. Während der folgenden Nacht schlägt das Wetter wieder einmal um. Als wir aufwachen, schneit es; die Sicht ist schlecht. Bis wir unsere Sachen gepackt und das Zelt abgebrochen haben, ist kaum noch die Hand vor den Augen zu sehen. Wir haben schon zu Beginn des weiteren Abstiegs große Schwierigkeiten, unter dem gefallenen Neuschnee den Anfang der Fixseile zu finden. Im Schneesturm und bei dichtestem Nebel beginnen wir mit den schweren Rucksäcken seilfrei abzusteigen. Ich mache den Anfang und Karl folgt mir mit einigem Abstand. Nach etwa 150 m, also in einer Höhe von immerhin noch 6.900 m, komme ich zu einer heiklen Stelle. Ich muss mehrere Meter über schwierige und dazu noch vereiste Felsen hinaufklettern, um das nächste Fixseil zu erreichen. Bei dieser Aktion haben sich unbemerkt meine Steigeisen gelockert. Plötzlich macht sich mein rechtes Steigeisen selbstständig und verschwindet lautlos in der schier endlosen Tiefe. Verzweiflung und panische Angst überwältigen mich - bin ich der Nächste? Dann überfällt mich maßlose Wut - Wut auf das Missgeschick und meine sträfliche Unaufmerksamkeit. Ich nestle schon an meinem zweiten Steigeisen. Ich will es dem anderen hinterher werfen. Zum Glück weicht die Wut der Vernunft - ein Steigeisen ist immer noch besser als keines. Mit dem Mut der Verzweiflung, viel zusätzlicher Anstrengung und einer großen Portion Glück gelingt es mir, den Gasherbrum-Sattel unbeschadet zu erreichen. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil Karl mir nach dem Ende der Fixseile durch umsichtige Seilsicherung die notwendige Unterstützung gewährt. Im schweren Schneesturm - wir sehen aus wie Eisklumpen - räumen wir das Depot und setzen den Abstieg fort. Trotz der miserablen Bedingungen und meiner Behinderung, die der eines Amputierten gleicht, finden wir einen Weg durch den oberen Eisbruch. Das anschließende flache Plateau ist jedoch total im Nebel und so ist es nicht verwunderlich, dass wir die Markierungsfahne, die zum ersehnten Lager I leitet, verpassen. Wir suchen lange in dem gefährlichen Spaltengewirr, bis wir in der schon beginnenden Dämmerung bei einer kurzen Aufhellung in einiger Entfernung die Zelte sehen. Wieder schneit es die ganze Nacht. Der Abstieg ins Basislager ist unter diesen Verhältnissen nicht nur mühsam und wahnsinnig anstrengend, sondern angesichts der zahllosen verschneiten Gletscherspalten auch außerordentlich gefährlich. Um nicht noch einmal aufsteigen zu müssen, wird auf die ohnehin schweren Rucksäcke, die letztlich über 25 kg wiegen, noch mehr aufgeladen und dann aufgebrochen. Sechs Stunden dauert das Martyrium. Nachdem wir zahlreiche heikle Situationen dank Vor- und Umsicht ohne Schaden überstanden haben, erreichen wir am 20. August kurz nach 14 Uhr wohlbehalten, aber hundemüde das Basislager. Die Mündigkeit
vergeht - die Trauer um unseren abgestürzten Kameraden bleibt und
überschattet den Erfolg. |
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