Besteigung des Maromokotro 2.876 m
im Tsaratanana Massiv -
höchster Berg der Insel Madagaskar

 

Der Maromokotro ist der einzige unter den insgesamt 14 Kontinent- und Inselbergen, bei dem ich zwei Anläufe nehmen musste, um Erfolg zu haben.

Im September 1991 fliegen Martin Anwander und ich nach Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars mit über 1 Million Einwohnern. Dort treffen wir Dieter Popp, einen seit etlichen Jahren in Madagaskar lebenden Deutschen, der die Organisation vor Ort übernommen hat. Bei unserer Ankunft sind die politischen Verhältnisse äußerst instabil. Es riecht nach Aufstand und Umsturz. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind noch schlechter. Nahrungsmittel sind knapp, Treibstoff ist nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, wenn man bedenkt, dass wir mehr als 800 km Autofahrt bis zum Ausgangspunkt vor uns haben. Trotzdem versuchen wir es.

Die Fauna und Flora Madagaskars sind einmalig. Es gibt Hunderte von Tieren und Pflanzen, die endemisch, d. h. nur hier zu finden sind. Auch die landschaftliche Schönheit lässt keine Wünsche offen.

Aber die Straßen und Brücken sind in einem für uns unvorstellbar katastrophalen Zustand. Während die Verhältnisse um die Hauptstadt noch annehmbar sind, wird es, je weiter wir nach Norden kommen, immer schlimmer. Teilweise sind Brücken in einem so miserablen Zustand, dass wir sie nur unter Lebensgefahr befahren können. Wo sie ganz fehlen, bleiben nur lange Umwege. So brauchen wir zwei volle Tage und Nächte bis wir über Ambondromamy, Antsohihy, Bealanana endlich Ambotorika, ein gottverlassenes Kaff in dem der letzte Rest an Straße endet, erreichen. Dann noch ein Tagesmarsch und wir kommen nach Mangindrano, in die letzte menschliche Ansiedlung.

Wir treffen dort Pierre, einen älteren Mann, der schon zur Kolonialzeit bei den Franzosen gearbeitet hat und von dem Dieter meint, er sei der Einzige, der sich im Dschungel um den Maromokotro auskennt. Am nächsten Morgen werden die Träger bestimmt, alle ausgerüstet mit unterschiedlich langen Macheten. Bis zum Gipfel sollen noch 30 km Luftlinie sein.

Die beiden nächsten Tage kommen wir zwar langsam, aber immerhin vorwärts. Dann beginnt der Bambusdschungel. Jetzt ist's vorbei. Nur noch im Schneckentempo geht es voran. Die Einheimischen leisten mit ihren Macheten gute Arbeit, aber der Urwald ist fast undurchdringlich. Acht volle Tage sind wir im Dschungel. Oft sind wir falsch, dann wird korrigiert und so können wir uns eigentlich kein Bild machen, wie weit wir sind. Schließlich kommen wir auf einen Grat. Martin klettert auf einen Baum und das Ergebnis ist niederschmetternd.

Er meint mindestens noch 4 Tage. Da die Verpflegung zur Neige geht, bleibt uns nichts anderes als Umkehr.

Diese Abfuhr lässt mir keine Ruhe. Ein Jahr später im September 1992 fliege ich, dieses Mal mit zwei Österreichern, Robert Schabetsberger und Stefan Aglassinger, abermals nach Madagaskar.

Dieter Popp ist wieder mit von der Partie. Die Anfahrt ist ebenso chaotisch wie das erste Mal. Als uns das Benzin ausgeht, müssen wir zwei Tage warten. Straßen und Brücken sind nicht besser, höchstens schlechter geworden.

Im Dschungel geht es schneller voran. Unser Weg vom vergangenen Jahr ist noch nicht ganz zugewachsen. Dann noch einmal zwei Tage Machetenarbeit und wir kommen aus dem Dschungel. Durch brusthohes Buschwerk müssen wir uns mühsam weiterkämpfen. Aber am 20. September 1992 um 2 Uhr nachmittags ist es so weit. Wir erreichen den Gipfel.

Damit bin ich der erste Mensch, dem die Besteigung der 7 + 7 Summits gelungen ist.

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