Peru |
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Jahrelang hat mich die majestätische Gestalt der Eispyramide Alpamayo (5.947 m) fasziniert, ehe mein Freund Peter Vogler und ich im Mai 1980 nach Peru geflogen sind, um uns den langgehegten Wunsch zu erfüllen. Zunächst fuhren wir von Huaraz auf der Panamericana und dann auf unbefestigter Straße nach Cashapampa, dem Ausgangspunkt für unser Vorhaben. Wir wollten den höchst selten gemachten Nordgrat begehen. Drei Tage dauerte der Anmarsch bis wir über die Laguna Aton Cocha das Alpamayo-Tal und schließlich das auf 4.300 m gelegene Basecamp erreichten. Vom Alpamayo trennt uns jetzt "nur" noch ein wilder Gletscher. Er ist mindestens so zerrissen, wie der Khumbu-Eisfall, den wir noch in bester Erinnerung haben. Gleichwohl probieren wir es. Mehrmals wollen wir umkehren, doch immer wieder fassen wir uns ein Herz zum Weitergehen. Einen ganzen Tag kämpfen wir verbissen mit teils senkrechten Eispassagen bis wir ein Plateau erreichen, das etwa eine Stunde unterhalb des Einstiegs zum Nordgrat liegt. Nach einem Biwak erreichen wir den Beginn des Grates. Obwohl er hier fast eben ist, erscheint er uns unbegehbar. Löcheriges und überwächtetes Andeneis überall. Wir steigen deshalb wieder etwas ab und in die steile Nordwestwand ein. Nach ca. 100 Höhenmeter queren wir hinaus auf den Nordgrat, der sich jetzt in seiner ganzen Steilheit präsentiert. Dass es steil werden würde, wussten wir, aber dass das Eis trotz der Steilheit höchst unzuverlässig sein würde, war uns neu. Nach stundenlanger höchstkonzentrierter Kletterei und vielen heiklen Situationen erreichen wir am 28. Mai 1980 schließlich den Nordgipfel. Freude wollte darüber nicht aufkommen, denn in der Zwischenzeit hat sich auch noch das Wetter dramatisch verschlechtert. In schier undurchdringlichem Nebel steigen wir wieder ab. Erst als wir wieder zurück im schützenden Zelt sind, können wir uns über den Erfolg so richtig freuen. In Huaraz hat man
ständig den höchsten Berg Perus, den 6.768 m hohen Huascaran,
vor Augen. Diese einmalige Gelegenheit wollten wir unbedingt nutzen. Auf
einer wilden Straße fahren wir bis Musho (3.050 m). Von diesem wunderschön
gelegenen Ort steigen wir mit schweren Rucksäcken auf zum eigentlichen
Basislager (4.180 m). Von dort geht es weiter zum sogenannten Moränenlager
(ca. 4.600 m). Wir bleiben dort nicht, sondern gehen weiter bis zu einem
Platz auf ca. 5.250 m, wo normalerweise das Lager II errichtet wird. Nun
verlässt uns das Wetterglück. Wir biwakieren unterhalb der sogenannten
Garganta, dem Sattel zwischen dem Nordgipfel und dem höheren Südgipfel.
Am nächsten Tag bessert sich das Wetter, doch tiefer Schnee als Eisauflage
behindert uns nachhaltig. Aber wir beißen uns durch und erreichen
am 6. Juni 1980 gegen 13 Uhr den höchsten Punkt Perus. |
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