Südgeorgien - South Georgia

 

Nennt man den Namen der Insel, merkt man dem Gesprächspartner in aller Regel an, dass ihm die geographische Zuordnung schwer fällt oder unmöglich ist. Sagt man "Südgeorgien" wird es in der Nähe der südkaukasischen Republik Georgien vermutet, sagt man hingegen "South Georgia" wird es eher in der Gegend des US-Bundesstaates Georgia gesucht.

In Wahrheit aber liegt diese rund 3.750 qkm große unbewohnte Insel, die etwa 170 km lang und bis zu 30 km breit ist, am Rand der Antarktis inmitten des antarktischen Ozeans etwa auf der geographischen Breite von Kap Hoorn, dem südlichsten Punkt Südamerikas. Ihre Lage ist völlig isoliert, so beträgt die Entfernung
- bis zum Kap Hoorn in westlicher Richtung mehr als 2.000 km
- bis an die Küste des antarktischen Kontinents ca. 1.600 km
- bis nach Südafrika (Kap der guten Hoffnung) etwa 4.800 km.

Da es auf Südgeorgien keine Landemöglichkeiten für Flugzeuge gibt, führt der einzige Weg dorthin über das Meer, das in diesen Breitengraden nahezu ununterbrochen von schweren Stürmen und Orkanen zerwühlt wird. Bei der Annäherung hatte ich den Eindruck, die Westalpen zwischen Zermatt und Chamonix hätten sich in den Ozean verirrt. Der fantastische Blick auf die beiden Hochgebirgsketten der Insel ist in Beschreibungen verglichen worden mit der vielgepriesenen Aussicht vom indischen Simla auf den Himalaya. Der höchste Berg der Insel ist mit 2.934 der Mt. Paget, der, da Südgeorgien zusammen mit den Falkland-Inseln zu Großbritannien gehört, auch der höchste Berg des britischen Empires in seinen derzeitigen Grenzen ist.

Die faszinierende Landschaft wird zerrissen durch wilde Fjorde in denen riesige, mit tiefen Spalten bewehrte Gletscher bis ans Meer reichen. In den Buchten leben ungezählte Robben, Seelöwen und See-Elefanten. Ihre Population, die früher mit etwa 400.000 angegeben worden ist, wird jetzt als Folge der zurückgegangenen Walbestände und des hierdurch vergrößerten Nahrungsangebotes auf ca. 1.500.000 geschätzt. Einige Küstenabschnitte sind so dicht mit Robben bevölkert, dass sie von Menschen nur unter Schwierigkeiten und mit Vorsicht betreten werden können.

Weiter gibt es auf Südgeorgien riesige Pinguinbestände der unterschiedlichsten Arten. Allein in der St. Andrews Bay leben ca. 80.000 Königspinguine. Darüber hinaus ist die Insel ein Paradies für Seevögel, allen voran die riesigen Albatrosse, die kaum eine Scheu vor Menschen haben, da sie nie bejagt worden sind.

Eine geradezu skurrile Faszination geht von den seit vielen Jahren verlassenen Walfangstationen und den zahlreichen Wracks der Schiffe aus, die vor und um Südgeorgien gesunken sind, bis hin zu den verblassenden Spuren des Falklandkrieges.

Einmalig sind die Herden wilder Rentiere, die sonst nur auf der nördlichen Halbkugel unserer Erde vorkommen. Norwegische Walfänger haben sie um die Jahrhundertwende als Fleischlieferanten mitgebracht und ausgesetzt.

Zur Geschichte der Insel einige Anmerkungen:
Als erster hat im Jahr 1775 der legendäre James Cook die Insel betreten. Im Jahr 1916 durchquerte Shackleton erstmals die Insel nach seiner gescheiterten Antarktis-Expedition. Ab dem Jahr 1800 diente Südgeorgien vor allem Robbenjägern als Stützpunkt und von 1904 bis in die Mitte der 60iger Jahre war es Zentrum des Walfangs in den antarktischen Gewässern. Abgesehen von der Robbenjagd und Walfangaktivitäten sowie einer kleinen Garnison britischer Soldaten war und ist die Insel unbewohnt.


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