8.000er Expeditionen
Manaslu
8.163 m - Nepal
Der
Manaslu ist der achthöchste Berg der Erde und der höchste Berg
des Gurka Himal. Bei der ersten von mir organisierten und geleiteten 8.000er
Expedition, bei der meine Frau Hannelore ihr geradezu geniales Talent,
ein solches Unternehmen logistisch vorzubereiten und durchzuführen
erstmals unter Beweis gestellt hat, waren Sigi Hupfauer, der Sherpa Urkien
und ich am 22. April 1973 am Gipfel. Er war damals der höchste, je
von Deutschen erreichte Punkt. Für jeden von uns war es der erste
8.000er. Insgesamt gesehen ist uns die vierte Besteigung des Manaslu gelungen.
Lhotse 8.516 m - Nepal
Der
Lhotse ist die Südspitze des Mt. Everest-Massivs und der vierthöchste
Berg der Erde. Er wurde 1956 von zwei Schweizern erstmals bestiegen. Bei
der von mir organisierten und geleiteten Expedition gelang der ersten
Seilschaft am 8. Mai 1977 nach 21 Jahren die zweite Besteigung. Im weiteren
Verlauf der Expedition hat Michel Dacher als erster Mensch einen über
8.500 m hohen Berg ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen. Am 11.
Mai stürzte Max Lutz nach Erreichen des Gipfels tödlich über
die Nordwand ab. Wegen des tragischen Unfalls habe ich, ohne am Gipfel
gewesen zu sein, die Expedition sofort abgebrochen.
Mt. Everest 8.848
m - Nepal
Der
Everest ist der höchste Berg der Erde und Traumziel aller Höhenbergsteiger.
Sechs Jahre hat es gedauert, bis uns die Genehmigung zur Besteigung, mit
der wir eigentlich nicht mehr gerechnet haben, endlich erteilt worden
ist. Bei der von mir organisierten und geleiteten Expedition erreichten
am 1. und 2. Oktober 1979 erstmals alle Teilnehmer den Gipfel. Meine Frau
Hannelore war als erste deutsche und weltweit vierte Frau erfolgreich.
Ich war der erste Mensch am Everest mit über 50 Jahren. Hannelore
und ich waren das erste Ehepaar, das den Everest, wenn auch an zwei verschiedenen
Tagen, bestiegen hat. Am 3. Oktober kamen Hannelore und der Amerikaner
Ray Genet nach einem Biwak in ca. 8.500 m unter tragischen Umständen
ums Leben.
Shisha Pangma 8.027 m - Tibet
Der
Shisha Pangma wurde als letzter 8.000er erstmals von Chinesen bestiegen.
Unsere Expedition im Frühjahr 1983 stand unter keinem guten Stern.
Fast alle Teilnehmer beendeten die Expedition vorzeitig, meist mit ernsthaften
Erfrierungen. Zwei Kameraden brachten den schwer erkrankten Schweizer
Fritz Luchsinger, dem 1956 die Erstbesteigung des Lhotse gelungen war,
in einer aufopfernden Hilfsaktion vom letzten Lager auf etwa 7.000 m hinunter,
wo er leider verstarb. Am 29. April 1983 bin ich ganz allein auf den Zentralgipfel
des Shisha Pangma gestiegen. Mein dritter Erfolg an einem 8.000er.
Nanga Parbat 8.125 m - Pakistan
Der
Nanga Parbat ist der neunthöchste Berg der Erde. Wegen der zahlreichen
tragisch verlaufenen deutschen Expeditionen, nennt man ihn auch "Schicksalsberg
der Deutschen". Die sehr schwierige Diamirflanke wurde 1962 erstmals
von drei Deutschen durchstiegen. Auch die vom Schweizer Stefan Wörner
im Jahr 1985 geleitete Expedition, der u.a. Sigi Hupfauer und ich angehörten,
wollte den Nanga Parbat über die Diamirflanke besteigen. Wir sind,
nachdem wir die extremen Schwierigkeiten der Diamirflanke bereits überwunden
hatten, bis zum Rand der Bazhinmulde auf 7.100 m gekommen. Eine mehr als
zweiwöchige Schlechtwetterperiode mit meterhohen Neuschneefällen
zwang uns zum Abbruch.
Gasherbrum I (Hidden Peak) 8.068 m - Pakistan
Der
Gasherbrum I wurde 1958 von einer amerikanischen Expedition erstmals bestiegen.
Er ist der höchste Gipfel einer Berggruppe, die nicht weit vom K
2 entfernt ist und aus sieben Gipfeln besteht. Unsere Expedition bestand
aus nur sechs Teilnehmern. Wir hatten keine Höhenträger. Den
auffallend schönen Berg mussten wir, anders als die Erstbesteiger,
wegen des damaligen Kashmir-Konflikts, über die schwierige Nordroute
besteigen. Am 17. August 1986 erreichten wir zu viert den Gipfel. Der
Abstieg verlief dramatisch. Kurz nach dem Gipfelerfolg band sich unser
Expeditionsarzt, der Schweizer Andy Bührer, aus dem Bergseil und
stürzte wenige Minuten danach lautlos über eine mehrere hundert
Meter hohe Eiswand. Er bleibt verschollen.
Cho Oyu 8.201 m - Tibet
Der
Cho Oyu ist der sechsthöchste Berg der Erde. Er war der erste 8.000er,
für den ich schon 1972 eine Besteigungsgenehmigung beantragt habe
- damals vergebens. Die von mir im Jahr 1988 durchgeführte Expedition
bestand nur aus vier Mann. Wir hatten keine Hochträger und gingen
im sogenannten alpinen Stil. Hans Engl und ich waren am 10. Mai 1988 am
Gipfel. Die beiden anderen Teilnehmer, Stefan Wörner und Heinz Zembsch
sind wegen der extremen Kälte umgekehrt. Am 11. Mai hat Stefan beim
zweiten Versuch den Gipfel erreicht. Am 12. Mai starb er in seinem Zelt,
vermutlich an den Folgen eines Hirnödems.
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